Die wichtigsten Verhaltensregeln in Kambodscha verstehen
Während Kambodscha vor allem für seine beeindruckenden Tempel und historischen Stätten bekannt ist, werfen wir nun einen Blick auf die ebenso wichtigen kulturellen Aspekte des Landes.
Kambodscha ist ein Land von großer kultureller Vielfalt, die sich in einer Reihe von Traditionen und Bräuchen widerspiegelt. Diese reichen von den farbenfrohen Festen und Feierlichkeiten, die das ganze Jahr über stattfinden, bis hin zu den tief verwurzelten Praktiken, die einen bedeutenden Teil des täglichen Lebens der Menschen in Kambodscha ausmachen.
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Die Bedeutung von Gastgeschenken in Kambodscha
Was schenkt man sich in Kambodscha?
Es gilt als höflich, bei einer Einladung eine Kleinigkeit mitzubringen. Blumen, Obst oder Süßigkeiten eignen sich gut dafür.
Wie werden die Geschenke übergeben?
Geschenke sollten, wie in anderen asiatischen Ländern, prinzipiell mit der rechten Hand oder beiden Händen überreicht werden. Als besonders höflich gilt es, wenn die linke Hand den rechten Unterarm dabei leicht berührt, den Arm sozusagen „stützt“.
Sollte man Kindern etwas schenken?
Obwohl sich Kinder über Süßigkeiten oder Stifte freuen, sollte grundsätzlich davon abgesehen werden, ihnen etwas zu schenken. Dies könnte sie dazu bewegen, zu betteln. Sinnvoller ist es, sich mit ihnen zu beschäftigen und ein Spiel zu spielen. Als Gastgeschenke für Kinder empfehlen wir Spielsachen wie bspw. Springseile oder Malsachen wie Stifte oder Malblöcke.
Sollte man bettelnden Menschen etwas geben?
Da Kambodscha über kein Sozialsystem verfügt, sind viele Menschen auf das Betteln angewiesen, um sich Essen leisten zu können. Älteren und behinderten Menschen ohne Familie etwas Geld zu geben, ist daher in Ordnung. 500 – 1.000 Riel sind angemessen.
Sollte man in Tempeln spenden?
Da sich die Tempel in Kambodscha nur über Spenden finanzieren, ist es angebracht, nach einem Besuch etwas zu spenden. Dafür stehen in allen Tempeln Spendenboxen bereit. Sollte ein Mönch herumgehen und Spenden einsammeln, sollten Sie einen kleinen Betrag in die Dose werfen. Dafür unbedingt beide Hände verwenden.
Gesprächsthemen und Smalltalk in Kambodscha
Unsere Tipps helfen Ihnen dabei, Gespräche mit Kambodschanern so angenehm wie möglich zu gestalten.
Begrüßung
Viele Kambodschaner kennen den westlichen Händedruck zur Begrüßung. Die traditionelle Geste zur Begrüßung, der sompea, funktioniert wie folgt: Die Handflächen werden vor der Brust aneinandergelegt, die Fingerspitzen zeigen nach oben, die Ellenbogen liegen am Körper an. Der Körper wird dabei leicht vorgebeugt und der Blick geht nach unten. Soll großer Respekt gegenüber der anderen Person ausgedrückt werden, können die Hände höher zusammengebracht und die Verbeugung vertieft werden. Eine höfliche Begrüßung lautet djum riap sua („Guten Tag“).
Sensible Themen
Sie sollten es tunlichst vermeiden, über das Regime der Roten Khmer zu sprechen. Die meisten Familien im Land haben Familienmitglieder während der Schreckensherrschaft unter Pol Pot während der späten 70er Jahre verloren und sind nach wie vor traumatisiert.
Aggression vermeiden
In Kambodscha wird es nicht gerne gesehen, sich lautstark in der Öffentlichkeit zu beschweren oder aggressiv zu zeigen, da dies als äußerst unhöflich und peinlich angesehen wird. Stattdessen ist es ratsam, Probleme ruhig und leise zu klären.
Literaturempfehlungen zu kambodschanischen Traditionen
Umgangsformen in der Öffentlichkeit
Es wird nicht erwartet, dass Touristen alle sozialen Verhaltensweisen und Bräuche kennen. Es wird dennoch sehr geschätzt, wenn sich Besucher auf die kulturellen Eigenheiten Kambodschas einlassen und sich bemühen, die Traditionen zu verstehen.
Körperkontakt
In Kambodscha ist es völlig normal, dass sich Männer mit Männern und Frauen mit Frauen an der Hand halten. Dies wird als Zeichen enger Freundschaft angesehen. Jedoch wird öffentlicher Körperkontakt zwischen Mann und Frau als unangemessen betrachtet. Als Frau sollten Sie außerdem darauf achten, Mönchen nicht zu nahe zu kommen. Diese dürfen von Frauen nämlich nicht berührt werden.
Heiliger Kopf – unreine Füße
Den Kopf eines anderen Menschen zu berühren ist ein Zeichen von mangelndem Respekt und wird in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen. Während der Kopf als heilig gilt, werden Füße als unrein angesehen. Das bedeutet, dass anderen Leuten oder einer Buddhastatue nie die Füße entgegengestreckt werden sollten. Sie sollten es auch vermeiden, die Füße auf den Tisch oder Stuhl zu legen.
Ältere Menschen
Die Familie ist in Kambodscha besonders wichtig. Als Oberhäupter der Familie sollte den Älteren der Familie besonderer Respekt entgegengebracht werden.
Gesten
Jemanden zu sich herwinken gleicht in Kambodscha dem Wegscheuchen: Die Finger sind nach unten gerichtet und wedeln. Das Zeigen mit dem Finger gilt als unhöflich und sollte vermieden werden.
Besondere Traditionen und Bräuche in Kambodscha
Egal ob Hochzeiten, Feste oder Fußballspiele: Die Kambodschaner feiern gerne und viel. Mit diesen Feierlichkeiten sind zahlreiche Traditionen und Bräuche verbunden.
Bonn Om Touk – Das „Wasserfestival“
Rund um den Vollmond zwischen Ende Oktober und Mitte November wechselt im Tonle-Sap-Fluss die Richtung der Strömung. Dieses außergewöhnliche und einmalige Naturschauspiel wird von Bootsrennen in Phnom Penh und Siem Reap begleitet. Die Feierlichkeiten markieren außerdem das Ende der Regenzeit und den Beginn der Fischfang-Saison. Teilweise schippern bis zu 200 Boote auf dem Tonle Sap während dieses dreitägigen Fests.
Kambodschanisches Neujahr
Das wichtigste Fest des Jahres findet etwa Mitte April statt und wird im ganzen Land gefeiert. Das Haus wird bei dieser Tradition festlich geschmückt, Opfergaben werden in den Tempeln dargebracht und die Familien kommen zusammen. Auf den Straßen wird gespielt und ausgelassen getanzt. Die Feierlichkeiten machen sich unter anderem auch in den erhöhten Unterkunftspreisen und vollen Transportmitteln bemerkbar.
Königliche Pflugzeremonie
Im Mai wird in Phnom Penh der Beginn der Aussaat gefeiert. Vor dem Nationalmuseum pflügen vier Ochsengespanne dreimal den Boden. Danach werden sie vor die Wahl gestellt: In vergoldeten Eimern stehen Sesam, Reis, Mais, Bohnen, Gras, Wasser und Wein zur Verfügung. Die Wahl des Eimers gilt als Zukunftsvorhersage, so wird beispielsweise ein Unglück in Kambodscha vorhergesagt, sollte der Ochse aus dem Weineimer trinken.
Schattentheater
Diese Tradition blickt auf mehrere tausend Jahre zurück und wird heute als UNESCO-Weltkulturerbe von Kambodscha geschützt. Die ein bis zwei Meter großen Puppen erzählen im flackernden Licht und von Orchestertönen begleitet Geschichten aus dem kambodschanischen Reamker-Epos.
Familienbewusstsein
Die Familie ist der Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Kambodscha. Diese hat zahlreiche Mitglieder, so werden selbst entfernte Cousins dazugezählt. In der Familie werden Feste gefeiert, Konflikte gelöst und Weisheiten weitergegeben. Meist leben auch große Familien auf engem Raum zusammen.
Besondere religiöse Überzeugungen in Kambodscha
Bevor der Buddhismus von König Jayavarman VII als Staatsreligion ausgerufen wurde, war Kambodscha während der Frühzeit des Angkor-Königreichs hinduistisch geprägt.
Buddhismus
Die meisten Menschen in Kambodscha sind Buddhisten, Statistiken sprechen von über 95% der Bevölkerung. Die orange gekleideten Mönche sind fest im Bild Kambodschas verankert, ziehen sie doch täglich durch die Straßen mit ihren Bettelschalen. Nachdem kurz nach dem Regime der Roten Khmer von 65.000 Mönchen nur mehr 3.000 lebten, hat sich die Zahl heute wieder erholt.
Hinduismus
Obwohl nur wenige Kambodschaner sich als dem Hinduismus zugehörig bezeichnen, sind praktisch alle Lebensbereiche davon berührt, da die Inder den Hinduismus damals ins frühe Angkor-Reich brachten. So wurde der indische Mythos Ramayana in Kambodscha beispielsweise als Reamker weiterentwickelt und wird heute in den traditionellen Schattentheatern aufgeführt.
Christentum
Im Vergleich zu Vietnam leben in Kambodscha nur wenige Christen. Die Missionierungsversuche der Portugiesen während der Kolonialisierung schlugen weitgehend fehl.
Islam
Nur etwa 2% der Bevölkerung ist muslimisch. Es handelt sich dabei vorwiegend um die Nachfahren der Cham. Sie leben am Mekong und am Tonle-Sap-See
Animismus
Geisterhäuschen vor den Häusern der Kambodschaner verweisen auf den tief verwurzelten animistischen Glauben der Menschen. Die kleinen Geisterhäuschen sind als Zuhause für die Geister vorgesehen, da die Menschen das Haus selbst bewohnen. Außerdem gehen die Kambodschaner gerne zum Astrologen, um sich beraten zu lassen.
Kleidung
In Kambodscha wird ein gepflegtes Äußeres sehr geschätzt. Daher ist es ratsam, Kleidung zu tragen, die komfortabel ist und dabei gleichzeitig ansprechend aussieht.
- Bei Tempelbesuchen müssen Oberarme und Oberschenkel bedeckt sein.
- Kopfbedeckungen sollten im Tempel stets abgenommen werden.
- In den ländlichen Provinzen sollte auf konservative, weite und blickdichte Kleidung geachtet werden.
- In Phnom Penh und Siem Reap ist die Kleidervorschrift nicht allzu streng.
- Die Schuhe werden vor dem Betreten eines Tempels oder eines Wohnhauses grundsätzlich ausgezogen.
Alkoholkonsum in Kambodscha
Bier
Die lokalen Biermarken Angkor und Sihanoukville sind in Kambodscha weit verbreitet. Biermarken aus dem Ausland sind in den touristischen Orten jedoch ebenfalls erhältlich.
Wein
In den ländlichen Regionen ist es Tradition, vergorenen Reis für mehrere Monate in Krügen zu vergraben und daraus Reiswein herzustellen. Je nachdem, welche Zutaten in der Region verwendet werden, schmeckt der Wein zum Teil sehr unterschiedlich. Sollte man einen solchen Wein angeboten bekommen, wäre es sehr unhöflich abzulehnen.
Ein weiterer traditioneller Wein wird aus den Früchten der Palmyrapalme gewonnen. Wenn er frühmorgens an den Verkaufsständen angeboten wird, ist sein Alkoholgehalt noch recht gering. Doch Vorsicht: Im Laufe des Tages nimmt der Alkoholgehalt stark zu!
Kulinarik in Kambodscha
Mittags und abends wird traditionell im Kreise der Familie gegessen. Die Speisen werden in Schüsseln auf einer Bambusmatte auf dem Boden verteilt, jeder erhält einen kleinen Teller und eine Schüssel.
Besteck
Es wird grundsätzlich mit Löffel und Gabel gegessen. Dabei wird die Gabel meist als Hilfsmittel verwendet, um das Essen auf den Löffel zu schieben. Stäbchen werden nur für Nudelgerichte verwendet und sollten nach dem Essen nicht in V-Form auf dem Teller liegengelassen werden, da dies ein Symbol für den Tod ist. Mit der Hand nach dem Essen greifen ist in Ordnung, dabei sollten Sie allerdings stets darauf achten, die rechte Hand zu verwenden.
Essenszeiten
In Kambodscha wird sehr früh gegessen: Das Frühstück ist meist vor 8 Uhr beendet, zu Mittag gegessen wird um 12 Uhr und das Abendessen wird gegen 18 Uhr bereits aufgetischt.
Fazit: Kambodscha zwischen Zwischen Tradition und Moderne
Die Traditionen tragen nicht nur historische Bedeutung, sondern spielen auch eine wesentliche Rolle im täglichen Leben der Menschen, sei es in der Religion, in Festivals oder im sozialen Miteinander. Es gilt, die Traditionen in Kambodscha zu respektieren, während gleichzeitig Raum für eine moderne Gesellschaft geschaffen wird, die sich wandelt und wächst.
Kein Kambodscha Ratgeber kann eine individuelle Beratung ersetzen!
Christina Bauer
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