Noch vor einer Million Jahren kamen die Orang-Utans in ausgedehnten Gebieten Südostasiens vor. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reichte vom südlichen China über Thailand, Vietnam bis nach Java, was durch Fossilienfunde in Südchina, Vietnam und der Insel Java nachgewiesen wurde. Orang-Utans gehören zu den Menschenaffen und sind, mit einem Gewicht von bis zu 120 kg bei den Männchen bzw. 50 kg bei den Weibchen, die schwersten baumbewohnenden Tiere der Welt.
Heute findet man die vom Aussterben bedrohten Tiere nur noch auf den Inseln Borneo und Sumatra. Auf Sumatra bewohnen sie die nordwestlichen Regionen und Teile der Westküste, auf Borneo sind sie vorwiegend in den südlichen bzw. östlich gelegenen Regenwäldern anzutreffen. In der Ökologie des Regenwaldes spielen sie eine entscheidende Rolle. Als Fruchtfresser dienen sie der Artverbreitung, indem sie die Samen der verzehrten Pflanzen ausscheiden. Während sie in den Ästen klettern, brechen sie schwache oder welke Triebe ab, wodurch das Kronendach aufgerissen wird und mehr Sonnenlicht den Waldboden erreichen kann.
Wilde Orang Utans am Kinabatangan Fluss
Ausgangspunkt ist Sandakan im malaysischen Teil von Borneo, im Osten des Bundesstaates Sabah. Während die Stadt selbst nur wenige spannende Sehenswürdigkeiten bietet, befinden sich in ihrem Umfeld zahlreiche bekannte Ausflugsziele wie das Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre und der Kinabatangan River, wo man wilde Orang Utans beobachten kann.
Im Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre, welches etwa 25 Kilometer westlich von Sandakan liegt, kann man einiges über die vom Aussterben bedrohten Tiere erfahren. Das Zentrum besteht seit 1964 und kümmert sich in besonderem Maß um gerettete Jungtiere. Die verwaisten Orang-Utans trainieren dort, um in freier Wildbahn zu überleben und werden so früh wie möglich wieder ausgewildert. Heute leben etwa 70 Orang-Utans frei in diesem Reservat. Bei der täglichen Fütterung haben Besucher die Chance die Tiere hautnah zu erleben. Dafür gibt es natürlich keine Garantie, denn sie leben hier frei in ihrem natürlichen Lebensraum und können die Unterstützung in Anspruch nehmen, oder auch nicht. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das Borneo Sun Bear Conservation Centre wo sich die kleinsten Bären der Welt befinden. Der Lebensraum des Malaienbären (Sun Bear) wird durch die fortschreitende Regenwaldzerstörung immer weiter eingeschränkt und Ihr Überleben in freier Wildbahn dadurch gefährdet. Ein trauriges Schicksal dass sie mit den Orang-Utans teilen.
Orang Utans und der Einfluss der Menschen
Der Kinabatangan River ist wirklich ein kleines Paradies, denn kaum eine Gegend in Borneo ist für Tiersichtungen besser geeignet. Mit ein bisschen Glück sieht man die rotzotteligen Orang Utans, seltene Zwergelefanten, Krokodile, Nasenaffen und Nashornvögel (Hornbills). Ob Morning Cruises, Night Walks oder Night Cruises, zu jeder Tageszeit herrscht am Fluss oder im Dschungel eine besondere Stimmung. Eine Fluss-Safari auf dem Kinabatangan River ist definitiv ein Erlebnis, was man sich nicht entgehen lassen sollte.
Borneo ist einer der letzten Orte, an dem es noch wilde Orang Utans gibt. Leider wird der Regenwald, immer weiter gerodet, abgebrannt und zu Palmölplantagen umgewandelt. Die Tiere halten sich oft nah am Ufer des Kinabatangan River auf, weil sie kaum Ausweichmöglichkeiten haben. Einige hundert Meter vom Fluss entfernt beginnen die endlosen Palmölplantagen, in denen keines der Wildtiere überleben kann. Und obwohl der Kinabatangan mit 560 Kilometern der längste Fluss des Bundesstaates Sabah ist, haben die Affen und Elefanten kaum eine Chance, den Fluss entlangzuwandern, da im Abstand weniger Kilometer die mit Elektrodraht eingezäunten Palmölplantagen bis an den Fluss heranreichen und somit den Lebensraum der Tiere immer weiter einengen.
Schutz durch das Kinabatangan Wildlife Sanctuary
Seit 2002 besteht wieder etwas Hoffnung für die aussterbenden „Waldmenschen“. Engagierten Umweltschützern ist es zu verdanken, dass ein Teil der Wälder am Flussufer vor der Abholzung gerettet und das Gebiet als Kinabatangan Wildlife Sanctuary unter Schutz gestellt wurde. Das WWF-Malaysia arbeitet zudem daran, einen hundert Kilometer langen Waldkorridor entlang des Ufers zurückzugewinnen, der die küstennahen Mangrovensümpfe mit den Hochwäldern verbindet, wo die Tiere sich wieder frei – im Einklang mit der einzigartigen Natur – bewegen können.