Prasat Preah Vihear – Der spektakulärste Tempel Kambodschas

Prasat Preah Vihear ist einer der schönsten und spektakulärsten Tempel Kambodschas. Die atemberaubende Lage auf einem 650 Meter hohen Gipfel des verwunschenen Dongrek-Gebirges und die einzigartige Architektur in Form eines Linear-Tempels sind nur zwei der Gründe, warum er 2008 als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen wurde.

Lage im Grenzgebiet von Kambodscha und Thailand

Preah Vihear Aussicht nach Thailand

Prasat Preah Vihear liegt in der gleichnamigen Provinz auf einem Felshügel des Dongrek-Gebirges, dessen Wasserscheide gleichzeitig die Grenze zwischen Kambodscha und Thailand markiert. Mit dem Bau des Tempels wurde vermutlich bereits unter der Herrschaft von Yashovarman I im Jahre 900 begonnen. Dessen Nachfolger, allen voran Suryavaram I, erweiterten die Anlage stetig, bis sie unter Suryavaram II, der auch Angkor Wat errichten ließ, im Jahr 1150 letztendlich fertiggestellt wurde.

Die Besonderheiten des Prasat Preah Vihear​

Preah Vihear Details

Der Prasat Preah Vihaer ist ein hinduistischer Tempel, der Shiva geweiht ist und deshalb auch den Namen Shikhareshavara (Ort der Gottheit Shiva) trägt. Er ist aus verschiedenen Gründen ein ganz besonderer Tempel. Im Gegensatz zu anderen angkorianischen Tempeln in Kambodscha ist der Prasat Preah Vihaer nicht konzentrisch angelegt, sondern besteht aus vier hintereinanderliegenden Ebenen, die durch schön angelegte Prachtstraßen miteinander verbunden sind. Außerdem weist seine Tempelachse mit ihrer Nord-Süd-Ausrichtung einen ungewöhnlichen Verlauf auf.

Tolle Blicke vom Prasat Preah Vihaer

Preah Vihear Ruine

Das Highlight beim Besuch des Prasat Preah Vihaer ist die überwältigende Aussicht vom Gipfel. Der Bergrücken hinter dem angkorianischen Meisterwerk fällt fast senkrecht in die Tiefe und macht den Blick auf kilometerweite Reisfelder und Palmen frei. Man hat also eine gigantische Sicht über Kambodscha, während die Grenze zu Thailand direkt hinter einem verläuft. Ganz besonders zu Sonnenauf- und untergang lohnt sich also ein Besuch dieses eindrücklichen Tempels.

Der Konflikt um Prasat Preah Vihear

Preah Vihar Besucherschild

Bereits seit Jahrzehnten ist die Anlage des Prasat Preah Vihaer Gegenstand des teilweisen blutigen Grenzkonfliktes zwischen Kambodscha und Thailand, der in 2008 im Zuge der Ernennung des Tempels zum Weltkulturerbe weiteraufbrodelte. Es kam immer wieder zu Schusswechseln, Feuergefechten und dem Einsatz von Raketen von beiden Seiten. Der Streit wurde mit einer Erklärung des Gebets zu einer entmilitarisierten Zone und dem Abzug der Truppen beider Länder im Jahr 2012 vorerst beigelegt. Trotzdem empfiehlt es sich, sich vor einem Besuch über die aktuelle Situation vor Ort zu informieren.

Historische Einordnung des Konflikts um Prasat Preah Vihear

9.–12. Jahrhundert

  • Bau des Tempels durch das Khmer-Reich als hinduistisches Heiligtum für Shiva.

15.–19. Jahrhundert

  • Nach dem Zerfall des Khmer-Reichs übernimmt Siam (Thailand) de facto die Kontrolle über weite Teile des heutigen Kambodschas, einschließlich des Tempels.

1904–1907: Koloniale Grenzziehung

  • Frankreich (als Kolonialmacht Kambodschas) und Siam vereinbaren die Grenzziehung entlang des Dongrek-Gebirges.
  • Eine französische Karte von 1907 weist den Tempel fälschlich auf kambodschanischer Seite aus. Thailand akzeptiert diese Darstellung zunächst stillschweigend.

1954: Thailändische Besetzung

  • Nach Abzug der Franzosen besetzt Thailand das Tempelgelände und beansprucht es offiziell.

1962: Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH)

  • Der IGH urteilt, dass Preah Vihear zu Kambodscha gehört, da Thailand der Karte lange Zeit nicht widersprochen hatte.
  • Thailand zieht sich zurück – akzeptiert das Urteil jedoch nur zögerlich.

2008: UNESCO-Welterbe & neue Spannungen

  • Die UNESCO erklärt den Tempel zum Weltkulturerbe (auf Antrag Kambodschas).
  • Thailand protestiert – es entbrennen neue Spannungen über das umliegende 4,6 km² große Grenzgebiet, das nicht Teil des IGH-Urteils war.

2011: Militärische Auseinandersetzungen

  • Es kommt zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen thailändischen und kambodschanischen Truppen – auch Opfer auf beiden Seiten.

2013: Ergänzendes IGH-Urteil

  • Der IGH bestätigt, dass auch das unmittelbare Umfeld des Tempels zu Kambodscha gehört.
  • Thailand wird aufgefordert, seine Truppen vollständig abzuziehen.

Der Konflikt um Prasat Preah Vihear ist ein Paradebeispiel dafür, wie koloniale Grenzziehungen und spätere nationale Identitätsfragen bis heute politische Spannungen hervorrufen können. Obwohl der Internationale Gerichtshof den Tempel bereits 1962 Kambodscha zusprach, blieb das umliegende Grenzgebiet lange umstritten. Die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe 2008 wirkte dabei nicht befriedend, sondern als Katalysator für neue Konflikte. Die wiederholten Spannungen zeigen, wie stark nationale Gefühle an historische Monumente geknüpft sein können.